Freitag, 7. Oktober 2005

Was soll ma machen...

Buergermeister Michael Bloomberg hat gestern angekuendigt, dass New York eventuell eine Terrorattacke im U-Bahn Netz bevorsteht. Sogleich hat man die Polizei-Praesenz, vorallem bei den wichtigen Knotenpunkten verstaerkt. Bin heute schon mit der U-Bahn gefahren. Ist nicht gerade lustig, man versucht einfach gar nicht daran zu denken und hoert intensiver als sonst seinen iPod :-)

Doch wenn man eigenartige Geraeusche hoert, oder der Zug fuer eine Weile - wie es sooo oft vorkommen - stehen bleibt, sieht man, dass eine gewisse Nervositaet in den Gesichtern der Menschen geschrieben steht. Man schaut sich um und an und es schaut aus, dass die meisten denken: Ich bin zwar nervoes, es wird schon nichts sein, doch nicht, wenn ich heute fahre, das Leben geht weiter, was soll ma da machen...

Was gibts sonst: Es ist heute so warm, wie an einem warmen Sommertag Ende August. Nur leider auch sehr humid. Fuerchterlich! Man weiss irgendwie gar nicht, was anziehen.

Habe gestern einen Film beim NY Filmfestival gesehen. "Paradise Now", ist eine Geschichte ueber 2 Palaestinenser, die zu Suicide-Bombers werden. Ist ein toughes Thema - doch leider schafft es der Film nicht, dies auch wiklich ueberzeugend auszuleuchten. Leider!

Und: Ich rauche zu viel. Muss nun langsam ans Aufhoeren denken, es schmeckt schon gar nicht mehr.

Arbeite gerade auch an einer Geschichte fuer die Furche ueber Bush und seine fundamentalistische Religioese (rechte) Basis, die langsam etwas ungeduldig mit ihrem Praesidenten werden. Soll in 2 Wochen erscheinen. Ist ein schwieriges Thema, weil so umfassend.

Dannach mach ich mich dran mich fuer die NY Buergermeisterwahl (8. November) vorzubereiten. Hab da ein Interview mit Dick Dadey, Chef von www.gothamgazette.com, der wohl besten web site fuer NY-Politikfreaks. Freu mich schon drauf.

So, das wars - mehr oder weniger - aus dem lieben, bedrohten NY. Schnieefffff und schoenes Wochenende!

Donnerstag, 29. September 2005

Bin fleissig am schreiben...

Anbei zwei Links zu zwei neuen Artikel, die ich fuer die Wiener Zeitung geschrieben habe. Falls es nicht funktioniert: einfach copy und paste. Und: nach 7 Tagen muss man sich einloggen!

Eine politische Bilanz nach Katrina und Rita

http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=4103&Alias=wzo&cob=200808

Tom DeLay: Bush verliert engen Verbuendeten:

http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=4103&Alias=wzo&cob=200823

Aus für "International Freedom Center"

NY State Governor George Pataki hat gestern Abend bekannt gegeben, dass die Pläne ein "International Freedom Center" dort zu bauen, wo einmal die Twin Towers standen, gecancelled sind. Ursprünglich war vorgesehen, dass das Museum die Ereignisse rund um September 9/11 im Kontext weltweiter friedenspolitischen Bemühungen behandeln soll.

Leider ist daraus nichts geworden. Zu viele 9/11-Familien hatten sich dagegen gewährt, weil sie befürchteten, dass dieses Museum wohl zu viel Anti-Amerikanismus zum Thema haben könnte. Sie wollen eher eine Gedenkstätte in Memoriam an die Opfer.

Da haben sie vielleicht auch recht gehabt. Die vorgesehenen Organisatoren wollten tatsächlich eine kritische Betrachtung US-Amerikanischer Politik in der Welt vornehmen. Schade, dass das nun nicht passiert.

Schade auch, dass Hillary Clinton gegen das Center war. Hillary bewegt sich gerade - so scheint es - immer weiter rechts des politischen Zentrums...

War letzten Freitag auch auf einem Hillary-Fundraiser in Crobar, ein grosser Klub in NY. Und es war wie immer: Eine langweilige Hillary, aber viel nette, in Politik interessierte Leute und viel Vodka-Cranberry :-)

Hillary Clinton

Hillary in Aktion

Dienstag, 27. September 2005

Ich, der 20-Minuten Paparazzi

Ich muss schon zugeben: Ich bin nur froh, dass ich das Vergnügen habe,
über politische Belange aus den USA zu berichte und nicht über
Hollywood- und Society-Tratsch. Wieso?

Ich hab mich als Journalistin fuer das 43. New Yorker Film Festival
akkreditieren lassen. Meine Hoffnung war natürlich Freitickets für die
Premieren zu bekommen. Da kam dann auch tatsaechlich ein "Medie Alert"
der Festival-Presseleute mit dem Hinweis, dass man Kevin Kline, Jeff
Daniels und William Baldwin treffen könne.

Bin also sogleich zum Lincoln Center gefahren, wie gesagt, in der
Hoffnung neben den bekannten Schauspielern in der ersten Reihe zu
sitzen und mir den neuen Film von Noah Baumbach (THE SQUID AND THE
WHALE) genüsslich reinzuziehen. Doch weit gefehlt. Ich fand mich
schlussendlich mit all den anderen Paparazzis - also Fotojournalisten
der grossen Medien - neben dem roten Teppich wieder. Ihr wisst schon:
Die lästige Meute, die die Stars zu Stars macht, aber zuweilen auch ums
Lächeln bringen können. Eine etwas sonderbare Erfahrung, die ich so
schnell nicht wiederholen will...

Tja, hab dann doch auch Fotos gemacht, weil ich halt gerade da war. Die
will ich euch natürlich nicht vorenthalten. Hab ich mir gedacht. Bussi
aus NY!

Zum Film:
http://www.newyorkmetro.com/nymetro/movies/features/14454/index.html


Kevin Kline and his son Owen

Kevin Kline und sein Sohn Owen Kline

Noah Baumbach, Director

Regisseur Noah Baumbach

Roger Waters (Leader Pink Floyd)

Richard Waters von Pink Floyd war auch da

William Baldwin, China Philips

William Baldwin und Begleitung

Freitag, 23. September 2005

Rita: Die Ruhe vor dem Sturm

Ich war vor zwei Wochen in Houston. Es ist eine sonderbare Stadt. Weit zersiedelt und ohne Auto geht gar nichts. Die Menschen, die gerade aus der 4. groesste Stadt der USA fluechten, tun das natuerlich mit dem Auto. manche brauchen 12 Stunden um 10 km weit zu kommen. Ich hoffe sie schaffen es bevor Rita ueber sie herbricht.

"Head north, head north", hat die Gov. von Louisiana, Kathleen Blanco den Bewohnern aus Baton Rouge geraten. Die Stadt, die in den letzten 3 Wochen um 100% auf ca. 500.000 Menschen angewachsen ist - weil so viele Fluechtlinge aus New Orleans dort Unterschlupf gefunden haben - ist aufgerufen ihre Bewohner nach Norden zu evakuieren. Es gibt keinen Weg nach Westen oder Osten...

Eine Frage, die man sich stellt: Wieviele Menschen werden aufgrund der Evakuierung umkommen (neben dem schrecklichen Bus-Unfall heute)? Viele sitzen ohne Wasser und Benzin auf den Autobahnen fest. Ohne Benzin? Fragt man sich. Und das in Texas, dem US-Zentrum der Ol-verarbeitenden-Industrie?

Vielleicht denken manche Politiker in Texas (oder anderswo in den USA) nach, was ein funktionieres oeffentliches Transportwesen gerade in diesen Not-Situationen alles Gutes leisten koennte...

Vielleicht fahr ich wieder hin. Aber erst nachdem Rita sich verzogen hat. Ich wuensch meiner Freundin Addi, aus Houston alles Gute, damit sie es unbeschadet uebersteht.

Mittwoch, 21. September 2005

Willkommen auf meiner neuen Seite!

Ich kann es euch gar nicht sagen, wie es mich freut, dass ich endlich wieder eine funktionierende web site habe. Nachdem www.p-matter.com aus technischen Gruenden irgenwie nicht so funktioniert hat (weil ich mich halt nicht auskenne) bin ich umsomehr zufrieden, dass ich das hier irgendwie meistern konnte.

Es wird ab sofort wieder aktuelle Geschichten von mir geben. Unten seht ihr gleich ein paar Bilder, die ich waehrend der UN-Generalversammlung gemacht habe. Es war ein grosses Vergnuegen sowohl Heinz Fischer kennenzulernen (der wirklich sehr nett und down to earth ist), aber auch Bill Clinton.

Er hat mit seiner Konferenz "Clinton Global Initiative" (www.clintonglobalinitiative.org) die in NY paralell zur UN-Generalversammlung getagt hat und bei der sich political leaders (Thabo Mbeki, Viktor Yushchenko, Tony Blair, Shimon Peres, Madeleine Albright ...) mit NGO's und business leaders zusammensetzten, insgesamt 1,25 Milliarden Dollar fuer konkrete Projekte aufstellen koennen. Es war ein einzigartiges Erlebnis und von ueberraschend positiven spirit gepraegt.

Zudem seht ihr unten noch 2 meiner ingesamt 6 Geschichten, die ich fuer die Wiener Zeitung ueber hurricane katrina aftermath gemacht habe. Bin dafuer nach Houston/Texas und Baton Rouge/Louisiana gefahren. War disturbing aber eine sehr gute Erfahrung.

Bill Clinton und Oesterr. Bundespraesident Heinz Fischer

Bill Clinton and the Austrian President Heinz Fischer

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Heike und Bundespraesident Heinz Fischer

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Bill Clinton

Bill Clinton

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Im Astrodom von Houston/Texas

(eine der Geschichten, die ich fuer die "Wiener Zeitung", ueber Hurrikan Katrina gemacht habe, Dienstag, 13. September 2005)

Houston. Wenn man den "Astrodome" betritt, steigt einem ein spezieller Geruch in die Nase. Er ist nicht streng, eher süßlich. Wenn Armut im reichsten Land der Welt einen Geruch hätte, dann würde sie vielleicht so riechen, kommt es einem unweigerlich in den Sinn. Der "Astrodome" und das gegenüberliegende "Reliant Center" formieren den "Reliant Park" im Süden von Houston. Normalerweise finden hier Autoshows, Freizeitmessen und Rodeos statt. Seit zwei Wochen aber bevölkern nicht Vertreter der Auto- oder Tourismusindustrie die riesigen Hallen der beiden gräulichen Zementkolosse, sondern Tausende Überlebende der Hurrikan-Katastrophe an der Golfküste der USA.

Hurrikan Katrina/in Houston

"Vor einer Woche waren hier noch 20.000 Menschen untergebracht. Diese Zahl hat sich glücklicherweise auf 8500 reduziert", erklärt Guy Rankin, Chef des Houstoner Wohnungsamtes. "Viele wurden von ihren Familien oder Freunden abgeholt, sind in Hotels untergebracht oder haben bereits neue Wohnungen bezogen."

Hurrikan Katrina/in Houston

Um in den "Relient Park" zu gelangen, muss man zwei von Polizisten bewachte Checkpoints passieren. Einmal in den riesigen Gebäude-Komplex gelangt, fällt dem Besucher sofort die große US-Flagge ins Auge. Die "Old Glory", wie sie von den Amerikaner stolz bezeichnen wird, hängt derzeit auf Halbmast.

Hurrikan Katrina/in Houston

Im "Reliant Center", der modernen Messehalle, geht es geschäftig zu. Lange Schlangen bilden sich vor den Büros der staatlichen und lokalen Behörden: Die Menschen warten geduldig, um sich bei der US-Krisenmanagementbehörde (Fema) zu registrieren, um ihre Kinder in Schulen einzuschreiben, um Essensmarken zu bekommen, um bei der Suche nach einer Wohnung beraten zu werden oder um beim Roten Kreuz ihr Startkapital von 2000 Dollar abzuholen.

Hurrikan Katrina/in Houston

Manchmal müssen die Hilfesuchenden bis zu fünf Stunden warten, um an die Reihe zu kommen. Auch an den Computern, die bei der Suche nach vermissten Familienmitgliedern oder nach einem Job wichtige Dienste leisten, herrscht dichtes Gedränge.
Eine Stadt in der Stadt

Hurrikan Katrina/in Houston

Im "Reliant Center" gibt es eine Krankenstation, eine Beratungsstelle für anonyme Alkoholiker und ein Servicecenter der Stadt Houston, das Müttern hilft, Unterhaltszahlungen für ihre Kinder einzutreiben. Vor dem Eingang C des Schlafsaals verpassen zwei Friseure fließbandartig einem Flüchtling nach dem anderen einen neuen Haarschnitt. Vor den zwei einzigen Fernsehern stehen Männer und sehen sich Sportsendungen an. Die Schalter des "Astrodomes", an denen sonst Eintrittskarten für Veranstaltungen verkauft werden, fungieren nun als Postamt. Hier werden Briefe oder Geldsendungen verteilt und Adressänderungen vorgenommen. Von der staatlichen Postverwaltung wurde der "Stadt in der Stadt" sogar eine eigene Postleitzahl zugeordnet: Houston TX 77230.

Hurrikan Katrina/in Houston

Hank Land (65) ist Volontär aus Überzeugung. "Seit einer Woche schon stehen meine Frau und ich mit dem Salvation Army-Imbisswagen auf dem Parkplatz vor dem ‚Astrodome‘ und versorgen Bedürftige mit gratis Wasser und Snacks", meint der pensionierte Militäroffizier, der als Rentner viel Zeit hat und eigens aus Oklahoma angereist kam. "Die freiwilligen Helfer behandeln uns hier wirklich gut", erzählt Wanda Washington (33), die mit ihrem 13-jährigen Sohn und ihrer Mutter hier Zuflucht gefunden hat. Sie sitzt in einer Ecke des Schlafsaals und wartet, bis ihr Mobiltelefon wieder aufgeladen ist. "Natürlich muss man sich um alles selber kümmern, aber es gibt so viele Menschen hier, die einem helfen."

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"Ich sitze fast den ganzen Tag auf meinem Feldbett und passe auf, dass nichts weg kommt", erzählt Alfred Marshall, ein 46-jähriger Schiffskoch, der mit seiner Frau und seinem Sohn aus New Orleans gekommen ist. "Eine Journalistin hat uns vor vier Tagen Kleidung für unseren Sohn gebracht und unter unsere Decke gelegt, weil wir gerade nicht da waren. Als wir zurückkamen, war das meiste gestohlen", trauert er den Sachen nach, die er so dringend benötigt hätte. "Wir haben nicht einmal eine Hose für unseren Sohn, der nächste Woche hier in Houston wieder in die Schule gehen soll."

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Im "Astrodome", der erst im Vorjahr als eines der vierzehn baufälligsten Gebäude von Texas bezeichnet wurde, ist auch die Verteilungsstelle für Kindersachen und Babynahrung untergebracht. Hier werden Kinderschuhe und Windeln ausgegeben, sogar Babynahrung zubereitet. "Für mich macht es am meisten Sinn hier zu arbeiten, weil das Lachen der Kinder mich angesichts dieser Tragödie aufheitert", meint Volontärin Rosa Garcia, die ihre wenigen Urlaubstage, die sie im Jahr hat, freiwillig im Flüchtlingslager zubringt.



Auf Höhe der ersten Tribüne des 100.000 Sitze umfassenden Stadiums patroullieren Hunderte Militärpolizisten. In den ersten Tagen nach der Naturkatastrophe, in denen die geschockten und müden Menschen im "Astrodome" Zuflucht gesucht haben, gab es unzählige Gewaltexzesse, sogar von Vergewaltigung und Mord ist die Rede. "Das unvorstellbare Chaos, das hier geherrscht hat, hat sich zum Glück vielfach gelegt", meint ein Polizist, der eigens von Philadelphia nach Houston versetzt wurde. "Nur am Abend gibt es hie und da Probleme."

friseur

Ab 20 Uhr, wenn es draußen langsam dunkelt, füllen sich die Schlafhallen mit Tausenden von Menschen. Die Erwachsenen kehren von ihren Erledigungen zurück, die Kinder vom Spielplatz. "Ich kann hier einfach nicht richtig schlafen, weil es zu laut und sie das Licht nicht abschalten", meint der 16-jährige Byron Clement aus Louisiana. "Ich will wieder in meinem eigenen Bett liegen. Hoffentlich können wir bald wieder nach Hause zurück."

Hurrikan Katrina/in Houston

Hurrikan Katrina/in Houston

biebelverteilung

Chancenlos in Amerika

(eine der Geschichten, die ich fuer die "Wiener Zeitung", ueber Hurrikan Katrina gemacht habe, Dienstag, 13. September 2005)

Houston. (hw) Viele Amerikaner und Europäer konnten ihren Augen nicht trauen: Die Bilder aus New Orleans, die von den großen Fernsehstationen in ihre trauten Heime geliefert wurden, erinnerten mehr an Flüchtlingsleid in Afrika, denn an eine Naturkatastrophe in den USA. Der Hurrikan "Katrina" und die darauf folgende Flutwelle hat eine Wahrheit an die Oberfläche gespült, die viele nicht glauben konnten und wollten: Im reichsten Land der Welt leben Menschen in bitterster Armut, die meisten davon sind Schwarze. Mehr als 35 Millionen, schätzt man in den USA.

Die Mehrheit der Gestrandeten, die in den großen Notunterkünften in Texas untergekommen sind, stammt aus den Ghettos und heruntergekommen Vororten von New Orleans. Denn New Orleans ist nicht nur die Stadt des Jazz, des reizvollen französischen Quartiers und seiner Cuisine, sondern sie ist mit seiner schwarzen Bevölkerungsmehrheit von fast 70 Prozent auch eine der ärmsten Städte der USA. 25 Prozent der schwarzen Familien und 40 Prozent der Minderjährigen leben unter der Armutsgrenze.

500 Dollar pro Monat

Carmalita Hernandez ist ein Beispiel von vielen: "Ich habe von 500 Dollar im Monat gelebt", erzählt sie. Die 24-Jährige ist eine der vielen Leidtragenden der "Katrina"-Katastrophe, die New Orleans nicht verlassen konnten, weil sie kein Auto und kein Geld hatten. "Ich habe Geld für eine kleine Kirche in unserer Nachbarschaft gesammelt. Dafür haben sie mir dann immer wieder etwas zugesteckt", erzählt die High-School-Absolventin, die wohl auch aufgrund ihrer Familiengeschichte wenig Chancen auf sozialen Aufstieg hatte.

Carmalita Hernandez (aus New Orleans)

"Mein Vater starb als ich zehn war, meine Mutter war oft arbeitslos und es gab niemanden, der mir gesagt hat, was ich mit meinem Leben anfangen soll." Sie war erst 20, als sie einen Mexikaner heiratete. Drei Jahre und drei Fehlgeburten später ließ sie sich wieder scheiden. "Mein Mann fing an zu trinken und Drogen zu nehmen", erklärt sie diesen Schritt.

carmalitameal

Carmalita mit dem "Soldatenessen", das sie im Superdome in New Orleans bekommen haben.

Carmalita lebt seit einer Woche im Houstoner "Astrodome", der größten Notunterkunft in Texas. Und das ganz ohne Familie. Ihre Mutter starb vor einem Jahr an Krebs. "Ich habe sechs Tage nur auf meiner Luftmatratze gesessen und geheult", gesteht Carmalita, obwohl sie froh ist, wenigstens lebend hier angekommen zu sein. Sie zählt zu den Tausenden Evakuierten aus dem wohl inzwischen weltbekannten "Superdome" von New Orleans.

"Meine schwere Kindheit und die unschönen Dinge, die ich bis jetzt erlebt habe, haben mich stark gemacht. Sonst hätte ich im Superdome wohl nicht überlebt", beschreibt sie die "Hölle von New Orleans". Sie war ganze fünf Tage dort. "Irgendwann haben die Wände im Superdome zu Schwitzen begonnen, weil die Ausdünstungen der vielen Mensch nicht abziehen konnten", meint sie.

Sie erzählt auch vom bestialisch Gestank, von blut- und kotverschmierten Sitzen und dem Müll, der überall herumlag. Sie beschreibt auch das Ende jenes Mannes, der ein dreijähriges Kind vergewaltigt und getötet hatte und dann mit seinem eigenen Tod bezahlen musste. Auch wird sie das Gesicht jenes Selbstmörders nie vergessen, der von der letzten Tribüne des "Superdomes" gesprungen war und am Spielfeld elendiglich verblutete.

"Außer meinem Bibliotheksausweis habe ich nichts mehr, nicht einmal ein Bild meiner Mutter. Ich weiß nicht, wohin ich gehen und was ich machen soll", sagt sie, "vielleicht bleibe ich hier in Houston, suche mir einen Job oder gehe wieder zur Schule". Sie zündet sich eine Zigarette an, greift an ihre Halskette, an der ein großes goldenes Kreuz hängt, und lächelt zuversichtlich: "Ich hoffe, dass Gott mir den richtigen Weg weisen wird."

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