Mittwoch, 21. September 2005

Willkommen auf meiner neuen Seite!

Ich kann es euch gar nicht sagen, wie es mich freut, dass ich endlich wieder eine funktionierende web site habe. Nachdem www.p-matter.com aus technischen Gruenden irgenwie nicht so funktioniert hat (weil ich mich halt nicht auskenne) bin ich umsomehr zufrieden, dass ich das hier irgendwie meistern konnte.

Es wird ab sofort wieder aktuelle Geschichten von mir geben. Unten seht ihr gleich ein paar Bilder, die ich waehrend der UN-Generalversammlung gemacht habe. Es war ein grosses Vergnuegen sowohl Heinz Fischer kennenzulernen (der wirklich sehr nett und down to earth ist), aber auch Bill Clinton.

Er hat mit seiner Konferenz "Clinton Global Initiative" (www.clintonglobalinitiative.org) die in NY paralell zur UN-Generalversammlung getagt hat und bei der sich political leaders (Thabo Mbeki, Viktor Yushchenko, Tony Blair, Shimon Peres, Madeleine Albright ...) mit NGO's und business leaders zusammensetzten, insgesamt 1,25 Milliarden Dollar fuer konkrete Projekte aufstellen koennen. Es war ein einzigartiges Erlebnis und von ueberraschend positiven spirit gepraegt.

Zudem seht ihr unten noch 2 meiner ingesamt 6 Geschichten, die ich fuer die Wiener Zeitung ueber hurricane katrina aftermath gemacht habe. Bin dafuer nach Houston/Texas und Baton Rouge/Louisiana gefahren. War disturbing aber eine sehr gute Erfahrung.

Bill Clinton und Oesterr. Bundespraesident Heinz Fischer

Bill Clinton and the Austrian President Heinz Fischer

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Heike und Bundespraesident Heinz Fischer

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Bill Clinton

Bill Clinton

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Im Astrodom von Houston/Texas

(eine der Geschichten, die ich fuer die "Wiener Zeitung", ueber Hurrikan Katrina gemacht habe, Dienstag, 13. September 2005)

Houston. Wenn man den "Astrodome" betritt, steigt einem ein spezieller Geruch in die Nase. Er ist nicht streng, eher süßlich. Wenn Armut im reichsten Land der Welt einen Geruch hätte, dann würde sie vielleicht so riechen, kommt es einem unweigerlich in den Sinn. Der "Astrodome" und das gegenüberliegende "Reliant Center" formieren den "Reliant Park" im Süden von Houston. Normalerweise finden hier Autoshows, Freizeitmessen und Rodeos statt. Seit zwei Wochen aber bevölkern nicht Vertreter der Auto- oder Tourismusindustrie die riesigen Hallen der beiden gräulichen Zementkolosse, sondern Tausende Überlebende der Hurrikan-Katastrophe an der Golfküste der USA.

Hurrikan Katrina/in Houston

"Vor einer Woche waren hier noch 20.000 Menschen untergebracht. Diese Zahl hat sich glücklicherweise auf 8500 reduziert", erklärt Guy Rankin, Chef des Houstoner Wohnungsamtes. "Viele wurden von ihren Familien oder Freunden abgeholt, sind in Hotels untergebracht oder haben bereits neue Wohnungen bezogen."

Hurrikan Katrina/in Houston

Um in den "Relient Park" zu gelangen, muss man zwei von Polizisten bewachte Checkpoints passieren. Einmal in den riesigen Gebäude-Komplex gelangt, fällt dem Besucher sofort die große US-Flagge ins Auge. Die "Old Glory", wie sie von den Amerikaner stolz bezeichnen wird, hängt derzeit auf Halbmast.

Hurrikan Katrina/in Houston

Im "Reliant Center", der modernen Messehalle, geht es geschäftig zu. Lange Schlangen bilden sich vor den Büros der staatlichen und lokalen Behörden: Die Menschen warten geduldig, um sich bei der US-Krisenmanagementbehörde (Fema) zu registrieren, um ihre Kinder in Schulen einzuschreiben, um Essensmarken zu bekommen, um bei der Suche nach einer Wohnung beraten zu werden oder um beim Roten Kreuz ihr Startkapital von 2000 Dollar abzuholen.

Hurrikan Katrina/in Houston

Manchmal müssen die Hilfesuchenden bis zu fünf Stunden warten, um an die Reihe zu kommen. Auch an den Computern, die bei der Suche nach vermissten Familienmitgliedern oder nach einem Job wichtige Dienste leisten, herrscht dichtes Gedränge.
Eine Stadt in der Stadt

Hurrikan Katrina/in Houston

Im "Reliant Center" gibt es eine Krankenstation, eine Beratungsstelle für anonyme Alkoholiker und ein Servicecenter der Stadt Houston, das Müttern hilft, Unterhaltszahlungen für ihre Kinder einzutreiben. Vor dem Eingang C des Schlafsaals verpassen zwei Friseure fließbandartig einem Flüchtling nach dem anderen einen neuen Haarschnitt. Vor den zwei einzigen Fernsehern stehen Männer und sehen sich Sportsendungen an. Die Schalter des "Astrodomes", an denen sonst Eintrittskarten für Veranstaltungen verkauft werden, fungieren nun als Postamt. Hier werden Briefe oder Geldsendungen verteilt und Adressänderungen vorgenommen. Von der staatlichen Postverwaltung wurde der "Stadt in der Stadt" sogar eine eigene Postleitzahl zugeordnet: Houston TX 77230.

Hurrikan Katrina/in Houston

Hank Land (65) ist Volontär aus Überzeugung. "Seit einer Woche schon stehen meine Frau und ich mit dem Salvation Army-Imbisswagen auf dem Parkplatz vor dem ‚Astrodome‘ und versorgen Bedürftige mit gratis Wasser und Snacks", meint der pensionierte Militäroffizier, der als Rentner viel Zeit hat und eigens aus Oklahoma angereist kam. "Die freiwilligen Helfer behandeln uns hier wirklich gut", erzählt Wanda Washington (33), die mit ihrem 13-jährigen Sohn und ihrer Mutter hier Zuflucht gefunden hat. Sie sitzt in einer Ecke des Schlafsaals und wartet, bis ihr Mobiltelefon wieder aufgeladen ist. "Natürlich muss man sich um alles selber kümmern, aber es gibt so viele Menschen hier, die einem helfen."

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"Ich sitze fast den ganzen Tag auf meinem Feldbett und passe auf, dass nichts weg kommt", erzählt Alfred Marshall, ein 46-jähriger Schiffskoch, der mit seiner Frau und seinem Sohn aus New Orleans gekommen ist. "Eine Journalistin hat uns vor vier Tagen Kleidung für unseren Sohn gebracht und unter unsere Decke gelegt, weil wir gerade nicht da waren. Als wir zurückkamen, war das meiste gestohlen", trauert er den Sachen nach, die er so dringend benötigt hätte. "Wir haben nicht einmal eine Hose für unseren Sohn, der nächste Woche hier in Houston wieder in die Schule gehen soll."

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Im "Astrodome", der erst im Vorjahr als eines der vierzehn baufälligsten Gebäude von Texas bezeichnet wurde, ist auch die Verteilungsstelle für Kindersachen und Babynahrung untergebracht. Hier werden Kinderschuhe und Windeln ausgegeben, sogar Babynahrung zubereitet. "Für mich macht es am meisten Sinn hier zu arbeiten, weil das Lachen der Kinder mich angesichts dieser Tragödie aufheitert", meint Volontärin Rosa Garcia, die ihre wenigen Urlaubstage, die sie im Jahr hat, freiwillig im Flüchtlingslager zubringt.



Auf Höhe der ersten Tribüne des 100.000 Sitze umfassenden Stadiums patroullieren Hunderte Militärpolizisten. In den ersten Tagen nach der Naturkatastrophe, in denen die geschockten und müden Menschen im "Astrodome" Zuflucht gesucht haben, gab es unzählige Gewaltexzesse, sogar von Vergewaltigung und Mord ist die Rede. "Das unvorstellbare Chaos, das hier geherrscht hat, hat sich zum Glück vielfach gelegt", meint ein Polizist, der eigens von Philadelphia nach Houston versetzt wurde. "Nur am Abend gibt es hie und da Probleme."

friseur

Ab 20 Uhr, wenn es draußen langsam dunkelt, füllen sich die Schlafhallen mit Tausenden von Menschen. Die Erwachsenen kehren von ihren Erledigungen zurück, die Kinder vom Spielplatz. "Ich kann hier einfach nicht richtig schlafen, weil es zu laut und sie das Licht nicht abschalten", meint der 16-jährige Byron Clement aus Louisiana. "Ich will wieder in meinem eigenen Bett liegen. Hoffentlich können wir bald wieder nach Hause zurück."

Hurrikan Katrina/in Houston

Hurrikan Katrina/in Houston

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Chancenlos in Amerika

(eine der Geschichten, die ich fuer die "Wiener Zeitung", ueber Hurrikan Katrina gemacht habe, Dienstag, 13. September 2005)

Houston. (hw) Viele Amerikaner und Europäer konnten ihren Augen nicht trauen: Die Bilder aus New Orleans, die von den großen Fernsehstationen in ihre trauten Heime geliefert wurden, erinnerten mehr an Flüchtlingsleid in Afrika, denn an eine Naturkatastrophe in den USA. Der Hurrikan "Katrina" und die darauf folgende Flutwelle hat eine Wahrheit an die Oberfläche gespült, die viele nicht glauben konnten und wollten: Im reichsten Land der Welt leben Menschen in bitterster Armut, die meisten davon sind Schwarze. Mehr als 35 Millionen, schätzt man in den USA.

Die Mehrheit der Gestrandeten, die in den großen Notunterkünften in Texas untergekommen sind, stammt aus den Ghettos und heruntergekommen Vororten von New Orleans. Denn New Orleans ist nicht nur die Stadt des Jazz, des reizvollen französischen Quartiers und seiner Cuisine, sondern sie ist mit seiner schwarzen Bevölkerungsmehrheit von fast 70 Prozent auch eine der ärmsten Städte der USA. 25 Prozent der schwarzen Familien und 40 Prozent der Minderjährigen leben unter der Armutsgrenze.

500 Dollar pro Monat

Carmalita Hernandez ist ein Beispiel von vielen: "Ich habe von 500 Dollar im Monat gelebt", erzählt sie. Die 24-Jährige ist eine der vielen Leidtragenden der "Katrina"-Katastrophe, die New Orleans nicht verlassen konnten, weil sie kein Auto und kein Geld hatten. "Ich habe Geld für eine kleine Kirche in unserer Nachbarschaft gesammelt. Dafür haben sie mir dann immer wieder etwas zugesteckt", erzählt die High-School-Absolventin, die wohl auch aufgrund ihrer Familiengeschichte wenig Chancen auf sozialen Aufstieg hatte.

Carmalita Hernandez (aus New Orleans)

"Mein Vater starb als ich zehn war, meine Mutter war oft arbeitslos und es gab niemanden, der mir gesagt hat, was ich mit meinem Leben anfangen soll." Sie war erst 20, als sie einen Mexikaner heiratete. Drei Jahre und drei Fehlgeburten später ließ sie sich wieder scheiden. "Mein Mann fing an zu trinken und Drogen zu nehmen", erklärt sie diesen Schritt.

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Carmalita mit dem "Soldatenessen", das sie im Superdome in New Orleans bekommen haben.

Carmalita lebt seit einer Woche im Houstoner "Astrodome", der größten Notunterkunft in Texas. Und das ganz ohne Familie. Ihre Mutter starb vor einem Jahr an Krebs. "Ich habe sechs Tage nur auf meiner Luftmatratze gesessen und geheult", gesteht Carmalita, obwohl sie froh ist, wenigstens lebend hier angekommen zu sein. Sie zählt zu den Tausenden Evakuierten aus dem wohl inzwischen weltbekannten "Superdome" von New Orleans.

"Meine schwere Kindheit und die unschönen Dinge, die ich bis jetzt erlebt habe, haben mich stark gemacht. Sonst hätte ich im Superdome wohl nicht überlebt", beschreibt sie die "Hölle von New Orleans". Sie war ganze fünf Tage dort. "Irgendwann haben die Wände im Superdome zu Schwitzen begonnen, weil die Ausdünstungen der vielen Mensch nicht abziehen konnten", meint sie.

Sie erzählt auch vom bestialisch Gestank, von blut- und kotverschmierten Sitzen und dem Müll, der überall herumlag. Sie beschreibt auch das Ende jenes Mannes, der ein dreijähriges Kind vergewaltigt und getötet hatte und dann mit seinem eigenen Tod bezahlen musste. Auch wird sie das Gesicht jenes Selbstmörders nie vergessen, der von der letzten Tribüne des "Superdomes" gesprungen war und am Spielfeld elendiglich verblutete.

"Außer meinem Bibliotheksausweis habe ich nichts mehr, nicht einmal ein Bild meiner Mutter. Ich weiß nicht, wohin ich gehen und was ich machen soll", sagt sie, "vielleicht bleibe ich hier in Houston, suche mir einen Job oder gehe wieder zur Schule". Sie zündet sich eine Zigarette an, greift an ihre Halskette, an der ein großes goldenes Kreuz hängt, und lächelt zuversichtlich: "Ich hoffe, dass Gott mir den richtigen Weg weisen wird."

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